Welche Hunde sollte man nicht scheren lassen? Risiken, Rassen & Pflegetipps
Viele Hundebesitzer denken, eine Schur sei die einfache Lösung für heißes Wetter oder starkes Haaren. Doch die Antwort ist komplexer: Nicht alle Hunde profitieren von einer Schur — manche verlieren dadurch wichtigen Schutz und können langfristig Schaden nehmen. In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du, welche Hunde man nicht scheren sollte, warum das so ist und welche Alternativen es gibt. Der Beitrag ist praxisnah aufgebaut und enthält sowohl medizinische als auch pflegerische Aspekte.
Grundlagen: Warum Fell mehr ist als nur Haare
Fell ist bei Hunden nicht nur „Haar“ — es ist ein funktionales Organ. Es schützt vor Kälte, Hitze, UV-Strahlung, Feuchtigkeit und mechanischen Einflüssen. Viele Rassen besitzen ein sogenanntes Double Coat (Deckhaar + Unterwolle). Diese Kombination reguliert die Temperatur und sorgt dafür, dass Hunde sowohl in kalten als auch in warmen Situationen besser zurechtkommen. Eine unbedachte Schur kann diese Balance zerstören.
Aufbau des Fells: Deckhaar, Unterwolle, Trimmhaar
Das Deckhaar bildet die äußere Schutzschicht, oft grob und wasserabweisend. Die Unterwolle ist dicht und isolierend, während Trimmhaar oder Strukturfell bei bestimmten Rassen eine für das Erscheinungsbild und die Schutzfunktion wichtige Struktur hat. Wird eine Schicht entfernt oder beschädigt, ändert sich die gesamte Schutzwirkung.
Fellzyklen und saisonaler Wechsel
Hunde durchlaufen Fellwechsel — oft saisonal im Frühjahr und Herbst. Während dieser Phase ist intensives Bürsten sinnvoll, nicht aber eine radikale Schur. Eine vollständige Entfernung des Deckhaares kann den natürlichen Zyklus stören und zu dauerhaft verändertem Haarwuchs führen.
Rassen und Felltypen, die man auf keinen Fall scheren sollte
Im Folgenden liste ich Felltypen und konkrete Rassen auf, bei denen Scheren in der Regel abgelehnt wird — inklusive der Gründe.
Doppelfell-Rassen (Double Coat) — niemals komplett scheren
- Golden Retriever & Labrador: typisches Double Coat; Schutz gegen Hitze, Kälte und UV.
- Deutscher Schäferhund: dichtes Unterfell, das Temperaturschwankungen puffert.
- Husky, Malamute, Samojede: nordische Rassen mit extrem funktionalem Fell.
- Collie, Berner Sennenhund, Neufundländer: dichtes Haar als Schutz vor Witterung.
Warum nicht scheren? Weil das Deckhaar als Schutzbarriere dient und die Unterwolle die Wärmeregulierung übernimmt. Eine Schur zerstört oft die Schutzfunktion und erhöht das Risiko für Sonnenbrand, Hitzeunverträglichkeit oder Parasitenbefall.
Trimm- und Strukturfell-Rassen — besser trimmen statt scheren
- Schnauzer, Rauhaardackel, viele Terrier: Haarstruktur muss per Hand getrimmt werden.
- Spaniels und bestimmte Griffons: strukturgebendes Haar, das beim Scheren seine Qualität verliert.
Bei Trimmfellen entfernt man abgestorbene Haare durch gezieltes Herausziehen (Trimming). Schert man stattdessen, verliert das Fell seine ursprüngliche Textur, oft dauerhaft.
Langhaarige Rassen mit empfindlicher Haut
Rassen wie Afghanischer Windhund, Shih Tzu, Lhasa Apso haben sehr feines, langes Fell. Auch wenn Frisuren beliebt sind (z. B. Puppy Cut), sollten solche Eingriffe nur gezielt, fachgerecht und mit Kenntnis der Folgen durchgeführt werden.
Gesundheitliche Risiken durch unsachgemäßes Scheren
Das Scheren ist nicht nur eine Frage der Optik — es kann direkte gesundheitliche Folgen haben. Hier die wichtigsten Risiken im Überblick:
Sonnenbrand und UV-Folgen
Glatte, geschorene Haut ist deutlich empfindlicher gegenüber UV-Strahlung. Hunde mit heller Haut oder dünnem Fell sind besonders gefährdet. Sonnenbrand kann zu Schmerzen, Entzündungen und langfristig zu Hautveränderungen führen.
Überhitzung und gestörte Thermoregulation
Entgegen der Intuition kann ein Schur das Risiko für Hitzestress erhöhen, weil die natürliche Luftzirkulation im Fell gestört wird und die Fähigkeit zur Wärmeregulierung vermindert sein kann.
Parasitenanfälligkeit und Infektionen
Ein dichter Pelz bietet auch mechanischen Schutz gegen Zecken, Flöhe und Mücken. Geschorene Hautstellen sind leichter zugänglich für Parasiten oder können schneller gereizt und infiziert werden.
Clipper-Alopezie und Haarwuchsdefekte
Bei manchen Tieren wächst das Fell nach einer Schur nicht mehr in ursprünglicher Qualität nach — es kann dünner, brüchiger oder in Struktur und Farbe verändert sein. Manche Hunde entwickeln dauerhaft ungleichmäßige Behaarung.
Ausnahmen: Wann Scheren sinnvoll oder notwendig ist
Es gibt Situationen, in denen Scheren medizinisch oder praktisch notwendig sein kann. Entscheidend ist die Abwägung und die fachliche Durchführung.
Medizinische Gründe
Bei Operationen, Wundversorgung, starkem Hot-Spot-Befall oder massiver Verfilzung kann das Scheren um die betroffenen Stellen angezeigt sein. Hier sollte die Entscheidung von Tierarzt oder erfahrenem Groomer (Hundefriseur) getroffen werden.
Extremer Verfilzungsgrad
Wenn das Fell so stark verfilzt ist, dass Hautprobleme drohen, kann eine schonende Schur in Teilbereichen nötig sein, um Schmerzen und Hautschäden zu vermeiden. Komplettlösungen sind nur im äußersten Notfall empfehlenswert.
Rassen ohne Unterwolle
Bei Rassen, die von Natur aus kaum Unterwolle haben (z. B. Pudel, einige Kleinhunderassen), ist eine Schur unter Umständen weniger riskant — aber immer nur fachgerecht, mit Rücksicht auf Hautschutz und Sonneneinstrahlung.
Praktische Alternativen zur Schur
Oft gibt es schonendere und effektivere Maßnahmen als Scheren. Diese erhalten den natürlichen Schutz des Fells und lösen gleichzeitig Pflegeprobleme.
Regelmäßiges Bürsten und Ausbürsten
Je nach Felltyp sind unterschiedliche Werkzeuge sinnvoll: Slicker-Bürste, Undercoat-Rake, Pinsel, Metallkamm. Regelmäßiges Ausbürsten entfernt lose Unterwolle, fördert Luftzirkulation und beugt Verfilzungen vor.
Trimming statt Scheren
Bei Trimmfellen ist das manuelle Herausziehen abgestorbener Haare die schonendere Methode. Ein Groomer oder Hunde-Friseur mit Erfahrung in Handtrimmtechniken ist hier empfehlenswert.
Teil-Stutzen & Konturpflege
Manchmal genügt es, nur bestimmte Bereiche (Pfotenballen, Bauch, Afterregion, Augenpartie) zu kürzen. So bleibt die Schutzfunktion des Fells erhalten, ohne dass Komfort oder Hygiene leiden.
Hitzeschutz ohne Schur
- Beschattung und kühle Liegeflächen anbieten
- Frühmorgendliche und späte abendliche Spaziergänge
- Wasserstellen und kühle feuchte Tücher zur Abkühlung nutzen

Wie du als Hundehalter richtig vorgehst
Bevor du zur Schermaschine greifst, folge diesen Schritten:
1. Felltyp & Rasse analysieren
Informiere dich über den Fellaufbau deines Hundes. Double Coat? Trimmfell? Feines Langhaar? Die Pflege richtet sich nach der Struktur.
2. Regelmäßige Inspektion
Kontrolliere Haut und Fell regelmäßig — erkenne Verfilzungen, kahle Stellen oder irritierte Haut frühzeitig.
3. Fachlichen Rat einholen
Bei Unsicherheit: Tierarzt oder spezialisierter Groomer. Besonders bei medizinischen Problemen darf nicht improvisiert werden.
4. Gewöhnung und Training
Gewöhne deinen Hund frühzeitig an Bürsten, Kämmen und Pflegeroutinen. Positive Verstärkung macht Pflege angenehmer.
5. Werkzeugpflege
Benutze scharfe, saubere Scheren und Klingen. Stumpfe Werkzeuge reißen Fell und verursachen Hautirritationen.
Konkrete Beispiele: Empfehlungen für ausgewählte Rassen
Zur besseren Orientierung hier eine kurze, praxisorientierte Übersicht:
Golden Retriever & Labrador
Empfehlung: Nicht komplett scheren. Intensives Ausbürsten in Fellwechselzeiten. Teilkürzungen bei Bedarf möglich.
Deutscher Schäferhund
Empfehlung: Nicht scheren. Kontrolliertes Entfernen von Unterwolle und regelmäßiges Bürsten.
Husky & Malamute
Empfehlung: Auf keinen Fall scheren — natürlicher Fellwechsel ist essenziell.
Schnauzer & Rauhaardackel
Empfehlung: Trimmen statt scheren — professionelle Trimmintervalle einhalten.
Pudel, Malteser, Havaneser
Empfehlung: Schur möglich, aber nur fachgerecht und unter Berücksichtigung von Hautschutz (Sonnenschutz, Pflegeprodukte).
Häufige Fehler vermeiden
- Schur aus Bequemlichkeit: Nicht der Hund, sondern oft die Besitzerbedürfnisse führen zur Schur.
- Unsachgemäße Heimschur: Stumpfe Klingen, fehlende Technik und Stress für das Tier.
- Ignorieren von Hautproblemen: Bei Juckreiz oder Rötung sofort tierärztlich abklären.
Abwägen statt automatisches Scheren
Die Frage „Welche Hunde sollte man nicht scheren lassen?“ lässt sich nicht pauschal beantworten, aber einige klare Richtlinien existieren: Doppelfell-Rassen niemals komplett scheren, Trimmfelle nicht scheren sondern trimmen, bei Hautproblemen oder starker Verfilzung fachlichen Rat einholen. In vielen Fällen sind regelmäßige Pflege, angepasstes Bürsten und gezielte Teilkürzungen die bessere Lösung als eine komplette Schur. Denke immer an die Schutzfunktion des Fells — es ist mehr als nur Dekoration.
🐶 1. Golden Retriever
Der Golden Retriever besitzt ein zweischichtiges Fell – eine dichte, wasserabweisende Unterwolle und ein weiches, glattes Deckhaar. Das Scheren zerstört diese natürliche Schutzfunktion und führt dazu, dass der Hund Hitze schlechter regulieren kann und sein Fell dauerhaft strukturelle Schäden erleidet.
Empfohlene Maßnahmen:
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Regelmäßiges Bürsten: Am besten mehrmals pro Woche, um lose Unterwolle zu entfernen und die Luftzirkulation zu verbessern.
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Entfilzen mit Spezialkämmen: Besonders während des Fellwechsels.
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Professionelles Trimmen: Nur die Spitzen und überstehendes Fell dürfen gestutzt werden (Pfoten, Ohren, Rute).
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Baden bei Bedarf: Mit einem milden Hundeshampoo, um das Fell sauber und geschmeidig zu halten.
🐾 2. Border Collie
Border Collies haben ebenfalls ein doppellagiges Fell, das sie sowohl vor Kälte als auch vor Sonne schützt. Durch Scheren wird die Unterwolle oft dichter und kann zu Überhitzung im Sommer führen. Zudem kann die Fellfarbe stumpf und fleckig werden.
Empfohlene Maßnahmen:
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Tägliches Bürsten in der Fellwechselzeit: Um Verfilzungen und Wärmestau zu vermeiden.
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Carding oder Unterwollentfernung: Eine professionelle Technik beim Hundefriseur, die lose Unterwolle entfernt, ohne das Deckhaar zu schädigen.
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Pfoten- und Ohrpflege: Längere Haare zwischen den Zehen und an den Ohren können vorsichtig gestutzt werden.
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Fellspray oder Conditioner: Unterstützt die Kämmbarkeit und verhindert statische Aufladung.
🐕 3. Husky (Sibirischer Husky)
Huskys sind an extreme Temperaturen angepasst. Ihr Fell ist so konstruiert, dass es Kälte abhält und gleichzeitig im Sommer als Isolationsschicht gegen Hitze dient. Wird das Fell geschoren, verliert der Hund diesen Schutz – mit der Folge von Sonnenbrand, Hitzestau und unregelmäßigem Nachwachsen.
Empfohlene Maßnahmen:
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Intensive Fellpflege im Frühjahr und Herbst: Während des Fellwechsels täglich gründlich ausbürsten.
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Spezialwerkzeuge verwenden: Z. B. Unterwollkämme oder ein Grooming Rake (Entfilzungsrechen).
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Luftige Lagerplätze im Sommer: Der Hund sollte Schattenplätze und kühle Liegeflächen haben.
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Baden nur selten: Zu häufiges Baden zerstört die natürliche Fettschicht des Fells.