Warum tränen Hundeaugen überhaupt?
Tränende Augen beim Hund sind ein häufiges Symptom, das viele Ursachen haben kann – harmlos oder behandlungsbedürftig. Gerade bei kleinen Hunderassen wie dem Malteser, Shih Tzu oder Yorkshire Terrier sind nasse Augen und Tränenrinnen keine Seltenheit. Doch ab wann ist der Tränenfluss ein Grund zur Sorge? Und was kann man dagegen tun – am besten ganz natürlich und ohne gleich zur Chemiekeule zu greifen?
Was genau ist Tränenfluss beim Hund – und wann wird er zum Problem?
Normale Tränenproduktion vs. krankhafter Tränenfluss (Epiphora)
Tränen sind ein natürlicher, lebenswichtiger Bestandteil des Augenschutzes – auch beim Hund. Jede Sekunde produziert der Körper deines Vierbeiners eine geringe Menge Tränenflüssigkeit, die das Auge gleichmäßig benetzt. Diese klare Flüssigkeit sorgt nicht nur für Feuchtigkeit, sondern enthält auch antibakterielle Substanzen, die Erreger fernhalten, kleine Staubpartikel herausspülen und die empfindliche Hornhaut vor Reibung und dem Austrocknen schützen.
Normalerweise werden diese Tränen über winzige Kanälchen im inneren Augenwinkel abgeleitet und gelangen durch den Tränennasengang in die Nase – dort verdunsten sie oder werden verschluckt. Problematisch wird es erst dann, wenn dieser Mechanismus gestört ist.
Von Epiphora spricht man, wenn der natürliche Abfluss nicht mehr richtig funktioniert oder die Tränenproduktion aus dem Gleichgewicht gerät. Die Flüssigkeit sammelt sich und läuft dann über das Unterlid auf das Gesichtsfell. Häufig ist dies auf eine Überproduktion zurückzuführen, in vielen Fällen aber auch auf eine Abflussstörung. Das Resultat ist nicht nur ein ästhetisches Problem: Der ständige Kontakt der empfindlichen Hautpartie unter dem Auge mit Feuchtigkeit kann zu Hautreizungen, Ekzemen oder bakteriellen Entzündungen führen.
Besonders auffällig: Die sogenannten Tränenstraßen – rötlich-braune Verfärbungen im Fell unter den Augen, die durch die Oxidation bestimmter Inhaltsstoffe der Tränenflüssigkeit (wie Porphyrine) entstehen. Diese Verfärbungen lassen sich mit Wasser oder herkömmlichen Pflegeprodukten kaum entfernen und sind häufig ein dauerhaftes Begleitsymptom bei chronischem Tränenfluss.
Typische Symptome eines krankhaften Tränenflusses
Ein gesunder Hund hat klare, wache Augen ohne sichtbaren Ausfluss. Ist dies nicht der Fall, solltest du auf folgende Anzeichen achten:
- Ständige Nässe unter den Augen – das Fell bleibt dauerhaft feucht
- Rötlich-braune Tränenrinnen, auch als Tränenstraßen bekannt, insbesondere bei hellen Fellfarben deutlich sichtbar
- Reizungen oder Rötungen der Haut rund um die Augen, teilweise mit Schuppenbildung oder Juckreiz
- Vermehrtes Blinzeln, Kneifen der Augenlider oder häufiges Reiben mit der Pfote
- Schleimiger, trüber oder gelblicher Ausfluss, der auf eine bakterielle Beteiligung hinweist
- In schweren Fällen: Unangenehmer Geruch oder eitrige Verklebungen der Augenwinkel
Ursachen für tränende Augen beim Hund – von harmlos bis behandlungsbedürftig
Tränende Augen sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom – und die Ursachen dafür sind genauso vielfältig wie die Rassenvielfalt unserer Vierbeiner. Hier ein detaillierter Überblick über die häufigsten Auslöser:

Anatomische Besonderheiten bei bestimmten Rassen
Einige Hunderassen sind von Natur aus anfälliger für Tränenfluss – vor allem sogenannte brachyzephale Rassen, also Hunde mit kurzer Schnauze und runder Kopfform. Dazu zählen beispielsweise:
- Mops
- Französische und Englische Bulldogge
- Shih Tzu
- Pekinese
Durch ihre spezielle Schädelform besitzen diese Hunde oft verengte oder gekrümmte Tränenkanäle, die einen reibungslosen Abfluss der Tränenflüssigkeit behindern. Zusätzlich sitzen die Augen bei diesen Rassen besonders exponiert in flachen Augenhöhlen, was sie anfälliger für Reizungen durch Wind, Staub oder Fremdkörper macht.
Auch bei kleinen, langhaarigen Rassen wie dem Malteser oder Yorkshire Terrier kommt es häufiger zu tränenden Augen – hier sind es oft die langen Gesichtshaare, die ständig mit dem Auge in Kontakt kommen und so Irritationen verursachen.
Fremdkörper und äußere Reize
Hunde sind neugierige Wesen – sie streifen durch hohes Gras, stecken ihre Nasen in Sandhaufen oder rennen durch den Wind. Dabei kann es schnell passieren, dass winzige Fremdkörper wie:
- Staub
- Pollen
- Grashalme
- kleine Insekten
- Sandkörnchen
in das empfindliche Auge geraten. Das Tier reagiert darauf mit einem natürlichen Reflex: vermehrter Tränenproduktion, um das störende Element auszuspülen. Häufig verschwinden die Symptome nach wenigen Stunden, sobald das Auge gereinigt ist. Bleibt der Tränenfluss jedoch über mehrere Tage bestehen, könnte ein größerer Fremdkörper tiefer sitzen oder es hat sich bereits eine Entzündung entwickelt.
Allergien – wenn das Immunsystem überreagiert
Auch unsere Vierbeiner sind vor Allergien nicht gefeit. Immer mehr Hunde leiden unter Umweltallergien, die sich – ähnlich wie beim Menschen – unter anderem in Form von tränenden Augen äußern. Auslöser können sein:
- Hausstaubmilben
- Schimmelsporen
- Blüten- und Gräserpollen
- bestimmte Futtermittelzusätze
- Reinigungsmittel oder Parfums
Bei allergisch bedingtem Tränenfluss treten meist noch weitere Symptome wie Juckreiz (am ganzen Körper), Niesen, gerötete Ohren oder Durchfall auf. In diesen Fällen hilft nur eine systematische Ausschlussdiagnostik – idealerweise in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt.
Infektionen und Entzündungen des Auges
Infektionen, insbesondere der Bindehaut, zählen zu den häufigsten Ursachen für akuten Tränenfluss beim Hund. Dabei entzündet sich die durchsichtige Schleimhaut, die das Augenlid von innen und den vorderen Teil des Augapfels bedeckt. Ursachen können sein:
- Bakterien (z. B. Streptokokken, Staphylokokken)
- Viren (z. B. bei Staupe)
- Pilze
- oder auch Reizungen durch Umweltfaktoren
Typisch sind dabei neben starkem Tränenfluss auch Rötungen, Schwellungen, eitriger Ausfluss und ein deutliches Unwohlsein des Hundes.
Zahnprobleme – unterschätzte Ursache aus dem Maulraum
Was viele Hundehalter nicht wissen: Die Wurzeln der oberen Prämolaren und Molaren liegen sehr nahe am Tränennasengang. Ist ein Zahn vereitert oder entzündet, kann der entstehende Druck den Tränenkanal blockieren – das Tränenwasser kann nicht mehr abfließen und läuft stattdessen über das Gesicht.
Insbesondere bei älteren Hunden, kleinen Rassen oder Tieren mit schlechter Zahnhygiene sollte man diese Möglichkeit immer im Hinterkopf behalten. Begleitende Symptome können Zahnschmerzen, Mundgeruch oder Futterverweigerung sein.
Seltener, aber möglich: genetische Defekte oder Tumoren
In Einzelfällen kann ein genetisch bedingter Verschluss der Tränenkanäle bereits im Welpenalter auftreten. Auch gut- oder bösartige Tumoren im Bereich der Augenhöhle oder Nase können den Tränenabfluss mechanisch behindern.
Ursachen und Erkennung
Tränenfluss beim Hund ist kein einheitliches Krankheitsbild – sondern ein vielschichtiges Symptom mit ganz unterschiedlichen Auslösern. Von harmlosen Umweltreizen bis hin zu chronischen Erkrankungen reicht das Spektrum der Ursachen. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen, Verhaltensveränderungen zu beobachten und den Tränenfluss nicht einfach als „normal“ abzutun. Mit der richtigen Pflege, gezielter Vorbeugung und – wenn nötig – tierärztlicher Unterstützung lassen sich die meisten Fälle gut in den Griff bekommen.
Wann du zum Tierarzt musst – und wann Hausmittel ausreichen
Hausmittel sind eine hervorragende Option zur Unterstützung – aber sie ersetzen keine tierärztliche Diagnose. Bei folgenden Symptomen solltest du umgehend eine Tierarztpraxis aufsuchen:
- Eitriger oder blutiger Ausfluss
- Geschwollene oder gerötete Augen
- Lichtempfindlichkeit oder ständiges Blinzeln
- Fieber oder Appetitlosigkeit
- Starker Juckreiz oder Selbstverletzung durch Reiben
Hausmittel gegen Tränenfluss beim Hund – Diese helfen wirklich
1. Kamillentee – mit Vorsicht!
Kamillentee wirkt entzündungshemmend und beruhigend. Allerdings sollte er bei Hunden nur sehr vorsichtig eingesetzt werden, da Kamille die Schleimhäute reizen kann.
Anwendung: Lauwarmer Kamillentee auf ein fusselfreies Tuch geben und sanft den Augenbereich abwischen – nicht ins Auge tropfen!
2. Augenspülung mit Kochsalzlösung
Eine 0,9 % isotonische Kochsalzlösung ist das sicherste Mittel zur Spülung der Augen – besonders bei Staub oder Pollen.
Anwendung: Sterile Lösung in der Apotheke kaufen, mit einer Pipette ins Auge tropfen oder den Lidrand vorsichtig ausspülen.
3. Schwarztee-Kompressen
Gerbstoffe im Schwarztee wirken adstringierend, das heißt, sie ziehen Gewebe zusammen und reduzieren die Flüssigkeitsabsonderung.
Anwendung: Abgekühlter Schwarztee auf ein sauberes Baumwolltuch geben und vorsichtig auf den Augenbereich drücken (nur äußerlich!).
4. Aloe Vera Gel (rein und natürlich)
Aloe Vera wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und kühlend.
Anwendung: Nur reines Bio-Gel verwenden – nicht in die Augen, sondern rundherum auftragen (nur bei gereizter Haut, nicht bei offenen Wunden!).
5. Apfelessig für das Immunsystem
Innerlich angewendet, kann Apfelessig das Immunsystem stärken und die Darmflora unterstützen – indirekt hilft das auch gegen Allergien und Hautprobleme.
Anwendung:
Ein paar Tropfen Bio-Apfelessig ins Trinkwasser geben (max. 1 TL auf 250 ml Wasser) – nur nach Absprache mit dem Tierarzt!
Sanfte Pflege: Reinigung und Vorbeugung
Augenpartie regelmäßig säubern
Verklebte Haare oder eingetrocknete Tränenflüssigkeit reizen die Haut. Tägliche Reinigung verhindert Entzündungen.
Empfehlung: Ein feuchtes Mikrofasertuch oder weiche Abschminkpads mit lauwarmem Wasser oder Kochsalzlösung verwenden.
Augenhaare kürzen
Lange Haare um die Augen können in den Augapfel ragen und diesen reizen.
Tipp: Am besten regelmäßig vom Hundefriseur kürzen lassen – niemals selbst mit der Schere am Auge schneiden!
Auf die Ernährung achten
Getreidefreies Futter oder hypoallergene Futtermittel können helfen, wenn eine Futtermittelunverträglichkeit vorliegt.
Hausmittel-Ergänzung: Gekochte Karotten, Leinsamen oder Kokosöl können Entzündungen lindern.
Welche Rolle spielt die Rasse bei tränenden Augen?
Brachyzephale Hunderassen
Mops, Bulldogge, Shih Tzu, Pekinese – sie alle haben verkürzte Schnauzen, enge Nasenkanäle und sind besonders anfällig.
Kleine, langhaarige Rassen
Malteser, Havaneser und Yorkshire Terrier neigen zu starkem Tränenfluss durch Haare in den Augen, aber auch genetisch bedingte Engstellen der Tränenwege.
Große, schwerfällige Hunde
Auch bei Doggen, Bernhardinern oder Neufundländern kann es durch schwere Lefzen zu vermehrtem Tränenabfluss kommen.
Mythen und Irrtümer rund ums Thema
„Tränenflecken sind nur ein kosmetisches Problem“
Falsch. Zwar sind sie optisch auffällig, aber oft Symptom eines gesundheitlichen Ungleichgewichts.
„Hausmittel helfen immer“
Nicht immer – je nach Ursache ist ein gezielter medizinischer Eingriff nötig (z. B. Tränenkanalspülung oder Antibiotika).
„Mit Kamille kann man nichts falsch machen“
Doch! Kamille kann bei übermäßiger Anwendung die Augen reizen oder Allergien auslösen.
Tränenrinnen entfernen – geht das überhaupt?
Natürliche Entfärbung mit Backpulver oder Zitrone?
Finger weg! Diese Hausmittel sind aggressiv und gehören nicht in die Nähe der Augen.
Besser: Sanfte Entfärbung durch Geduld
Eine konsequente Pflege, gesunde Ernährung und ausgewählte Hausmittel können die Tränenflecken mit der Zeit aufhellen.
Langfristige Strategien zur Vermeidung von tränenden Augen
- Tägliche Kontrolle und Reinigung der Augenpartie
- Allergieauslöser identifizieren und meiden
- Stressreduktion (Stress begünstigt Haut- und Augenprobleme!)
- Rassespezifische Vorsorge treffen (z. B. regelmäßige Augenarztkontrollen)
Mit natürlichen Mitteln zum klaren Hundeblick
Tränende Augen beim Hund sind kein Einzelfall – aber sie müssen nicht zum Dauerproblem werden. Wer auf Ursachenforschung, konsequente Pflege und passende Hausmittel gegen Tränenfluss beim Hund setzt, kann seinem Vierbeiner dauerhaft Linderung verschaffen. Wichtig dabei: Geduld, Beobachtung und im Zweifel der Gang zum Tierarzt. Dann steht dem klaren Hundeblick nichts mehr im Wege.