Warum Impfungen für Hunde so wichtig sind
Impfungen gehören zu den wirksamsten Maßnahmen in der Tiermedizin, um Infektionskrankheiten vorzubeugen und die Gesundheit unserer Hunde langfristig zu schützen. Viele Krankheiten, gegen die Hunde geimpft werden können, verlaufen unbehandelt oft tödlich oder verursachen schwere Folgeschäden. Gleichzeitig tragen Impfungen nicht nur zum Schutz des eigenen Tieres bei, sondern auch zur Eindämmung von Krankheiten innerhalb der Hundepopulation.
Ein verantwortungsvoller Hundehalter sollte sich deshalb intensiv mit dem Thema Impfungen auseinandersetzen und die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen. Dieser Ratgeber bietet dir einen umfassenden Überblick über alles, was du über Hundeimpfungen wissen musst.
Grundimmunisierung – der Start ins gesunde Hundeleben
Die Grundimmunisierung ist der erste und wichtigste Schritt, um die Gesundheit eines Hundes langfristig zu sichern. Sie bildet das Fundament des gesamten Impfschutzes, denn ohne diesen frühen Aufbau kann das Immunsystem später nicht effektiv auf Auffrischungsimpfungen reagieren. Für Welpen ist dieser Schutz von besonders großer Bedeutung, da ihr körpereigenes Abwehrsystem noch unreif ist und sie deshalb anfälliger für Infektionskrankheiten sind.
Viele Krankheiten, gegen die im Rahmen der Grundimmunisierung geimpft wird, verlaufen unbehandelt schwer oder sogar tödlich. Deshalb betrachten Tierärzte die Grundimmunisierung als unverzichtbaren Bestandteil einer verantwortungsvollen Hundehaltung.
Wann beginnt die Grundimmunisierung?
Welpen kommen zwar mit einem gewissen Schutz auf die Welt, doch dieser ist nicht dauerhaft. Direkt nach der Geburt nehmen sie über die Muttermilch sogenannte maternale Antikörper auf. Diese Antikörper stellen in den ersten Lebenswochen eine Art „passiven Impfschutz“ dar und helfen, die Welpen vor vielen Krankheitserregern zu bewahren.
Dieser natürliche Schutz hält jedoch nur begrenzte Zeit – meist zwischen der 6. und 12. Lebenswoche – und nimmt kontinuierlich ab. Sobald die maternalen Antikörper nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden sind, ist der Welpe zunehmend ungeschützt. Genau hier setzt die Grundimmunisierung an.
In der Regel beginnt man im Alter von 8 Wochen mit der ersten Impfung. Ab diesem Zeitpunkt sind die Antikörper der Mutter so weit reduziert, dass die Impfung wirksam greifen kann. Bei Hunden aus dem Ausland oder bei Tieren, deren Vorgeschichte nicht bekannt ist, kann der Tierarzt auch einen individuell angepassten Impfplan erstellen.

Typischer Ablauf der Grundimmunisierung
Die Grundimmunisierung ist kein einzelner Impftermin, sondern eine Abfolge mehrerer Impfungen über mehrere Monate hinweg. Jede dieser Impfungen spielt eine wichtige Rolle im Aufbau des langfristigen Schutzes.
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8. Lebenswoche:
Der Start erfolgt mit einer sogenannten Kombinationsimpfung. Diese schützt gegen mehrere gefährliche Infektionskrankheiten auf einmal:-
Staupe (eine Virusinfektion, die Atemwege, Verdauungstrakt und Nervensystem befällt),
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Parvovirose (hoch ansteckend, verursacht schwere Durchfälle und Austrocknung),
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Hepatitis contagiosa canis (eine Virushepatitis, die zu massiven Leberschäden führen kann),
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Leptospirose (eine bakterielle Infektion, die auch für Menschen gefährlich ist).
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12. Lebenswoche:
Nun erfolgt die zweite Kombinationsimpfung, um die erste Impfung zu verstärken. Zu diesem Zeitpunkt wird meist auch die erste Tollwutimpfung durchgeführt. Tollwut ist nicht nur für Hunde, sondern auch für Menschen tödlich – deshalb ist diese Impfung in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben und Voraussetzung für Auslandsreisen. -
16. Lebenswoche:
In dieser Phase erhält der Welpe die letzte Grundimmunisierung. Sie ist entscheidend, um das Immunsystem dauerhaft zu stabilisieren und einen verlässlichen Schutz sicherzustellen. Ohne diese dritte Impfung könnte es sein, dass das Immunsystem des Welpen nicht genügend Antikörper bildet. -
15. Lebensmonat:
Ein Jahr nach der letzten Welpenimpfung folgt eine erneute Auffrischung. Diese Impfung dient der Sicherung des Langzeitschutzes und ist der Übergang in den Impfplan für erwachsene Hunde.
Warum mehrere Impfungen notwendig sind
Viele Hundehalter fragen sich, warum ihr Welpe gleich mehrfach geimpft werden muss. Der Grund liegt im noch nicht voll ausgereiften Immunsystem und den schwankenden maternalen Antikörpern.
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Einfluss der Mutterantikörper
Solange die Antikörper aus der Muttermilch im Blut des Welpen zirkulieren, können sie Impfstoffe teilweise neutralisieren. Dadurch würde eine zu frühe Impfung wirkungslos bleiben. Da sich der Abbau dieser Antikörper individuell unterscheidet, setzt man auf eine Serie mehrerer Impfungen in kurzen Abständen, um den richtigen Zeitpunkt sicher zu treffen. -
Schrittweiser Aufbau des Immunsystems
Bei der ersten Impfung „lernt“ das Immunsystem den Erreger kennen und beginnt, Abwehrzellen zu bilden. Die zweite Impfung verstärkt diese Reaktion deutlich, und die dritte Impfung sorgt schließlich dafür, dass das Immunsystem eine Art „Langzeitgedächtnis“ aufbaut. -
Langfristige Absicherung
Ohne wiederholte Impfungen könnte der Schutz unvollständig bleiben. Nur durch die Kombination mehrerer Impfungen wird gewährleistet, dass genügend stabile Antikörper vorhanden sind, um den Hund im Ernstfall zuverlässig zu schützen.
Man kann es mit einer Schulung vergleichen: Die erste Impfung ist wie die Einführung in ein neues Thema, die zweite eine Wiederholung mit tieferem Verständnis, und die dritte stellt sicher, dass das Gelernte dauerhaft im Gedächtnis bleibt.
Pflichtimpfungen und optionale Impfungen
Nicht jede Impfung ist für jeden Hund gleichermaßen wichtig. Tierärzte unterscheiden zwischen sogenannten „Core“-Impfungen (Pflichtimpfungen) und „Non-Core“-Impfungen (optionale Impfungen, abhängig von Lebensumständen).
Core-Impfungen
Diese Impfungen gelten als unerlässlich, da die Krankheiten hochgradig ansteckend und potenziell lebensbedrohlich sind.
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Staupe: Virusinfektion mit schweren Symptomen wie Fieber, Husten, Krämpfen und Nervenschäden.
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Parvovirose: Hochansteckende Magen-Darm-Erkrankung, besonders gefährlich für Welpen.
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Hepatitis contagiosa canis: Virusbedingte Leberentzündung, oft tödlich.
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Tollwut: Tödlich verlaufende Zoonose, die auch für Menschen gefährlich ist. In vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben.
Non-Core-Impfungen
Diese Impfungen sind situationsabhängig und werden empfohlen, wenn der Hund bestimmten Risiken ausgesetzt ist.
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Leptospirose: Übertragung durch Nagetiere oder verunreinigtes Wasser, kann auch den Menschen betreffen.
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Zwingerhusten (Parainfluenza & Bordetella bronchiseptica): Wichtig bei häufigem Kontakt zu anderen Hunden.
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Borreliose: Übertragung durch Zecken, vorrangig in Risikogebieten.
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Leishmaniose: Relevanz vor allem in südeuropäischen Urlaubsländern.
Impfungen im Erwachsenenalter – Auffrischung und Anpassung
Auch erwachsene Hunde benötigen regelmäßige Auffrischungen, um ihren Impfschutz aufrechtzuerhalten.
Typische Intervalle
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Tollwut: Je nach Impfstoff alle 1–3 Jahre.
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Staupe, Parvovirose, Hepatitis: In der Regel alle 3 Jahre.
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Leptospirose: Jährliche Auffrischung empfohlen.
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Zwingerhusten: Teilweise halbjährlich, je nach Haltungsform.
Bedeutung individueller Impfpläne
Nicht jeder Hund benötigt alle Impfungen in den gleichen Abständen. Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Haltung (Stadt vs. Land), Reisegewohnheiten und Kontakt zu Artgenossen spielen eine entscheidende Rolle. Ein guter Tierarzt wird deshalb immer einen individuellen Impfplan erstellen.
Risiken und Nebenwirkungen von Impfungen
Auch wenn Impfungen überwiegend sicher sind, können in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten.
Mögliche kurzfristige Reaktionen
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Müdigkeit oder leichte Appetitlosigkeit
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Schwellungen an der Einstichstelle
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Leichtes Fieber
Seltenere Komplikationen
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Allergische Reaktionen (z. B. Juckreiz, Atemnot, Kreislaufprobleme)
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Autoimmunreaktionen, die das Immunsystem überlasten können
Abwägung von Nutzen und Risiko
Die Vorteile einer Impfung überwiegen in den meisten Fällen deutlich. Schwere Nebenwirkungen sind äußerst selten und stehen in keinem Verhältnis zu den Gefahren einer Erkrankung.
Kosten von Hundeimpfungen – was Halter wissen sollten
Die Kosten variieren je nach Region, Tierarztpraxis und Impfstoff.
Durchschnittliche Preise (Stand 2025)
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Grundimmunisierung Welpen: ca. 150–250 Euro
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Auffrischungsimpfung: 40–80 Euro pro Termin
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Tollwut-Einzelimpfung: 30–50 Euro
Spartipps für Hundehalter
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Impfaktionen von Tierheimen oder Vereinen nutzen
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Impfungen mit Routineuntersuchungen kombinieren
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Versicherungen prüfen, die Impfungen übernehmen
Internationale Aspekte – Impfungen bei Reisen mit Hund
Wer mit seinem Hund ins Ausland reist, muss sich rechtzeitig über die geltenden Bestimmungen informieren.
Tollwut als zentrale Voraussetzung
Die Tollwutimpfung ist in fast allen Ländern Pflicht. Ohne gültigen Eintrag im EU-Heimtierausweis ist eine Einreise nicht möglich.
Länderspezifische Besonderheiten
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Großbritannien, Irland, Norwegen: Zusätzliche Behandlung gegen Bandwürmer vorgeschrieben.
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Südeuropa: Impfung gegen Leishmaniose empfehlenswert.
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Skandinavien: Besonders strenge Einreisebestimmungen, teilweise mit Quarantäneauflagen.
Impfmythen und Irrtümer – was wirklich stimmt
Rund um das Thema Impfungen kursieren viele Mythen, die Hundehalter verunsichern können.
Mythos 1: „Mein Hund braucht keine Impfungen, er lebt nur im Haus.“
Falsch! Viele Viren sind extrem widerstandsfähig und können auch über Kleidung oder Schuhe eingeschleppt werden.
Mythos 2: „Impfungen machen Hunde krank.“
Nebenwirkungen sind möglich, doch schwere Reaktionen treten extrem selten auf. Der Nutzen überwiegt eindeutig.
Mythos 3: „Einmal geimpft, immer geschützt.“
Falsch. Der Impfschutz lässt mit der Zeit nach, weshalb Auffrischungen unverzichtbar sind.
Tipps für Hundehalter rund um den Impftermin
Ein wenig Vorbereitung hilft, den Impftermin für Hund und Halter stressfrei zu gestalten.
Vor der Impfung
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Hund sollte gesund und frei von Parasiten sein
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Keine größeren Belastungen direkt vorher (z. B. Operationen)
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Impfpass bereithalten
Nach der Impfung
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Den Hund schonen und auf ruhige Spaziergänge beschränken
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Auf mögliche Nebenwirkungen achten
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Keine Wettkämpfe oder Hundesport unmittelbar danach
Alternative Ansätze – Titerbestimmung statt Routineimpfung
Immer mehr Tierärzte bieten sogenannte Titer-Tests an. Dabei wird die Menge an Antikörpern im Blut gemessen.
Vorteile der Titerbestimmung
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Vermeidung unnötiger Auffrischungen
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Individuell angepasster Impfplan
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Schonung des Immunsystems
Grenzen der Methode
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Nicht für alle Krankheiten zuverlässig
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Teilweise höhere Kosten als eine Impfung
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In manchen Ländern für Reisen nicht anerkannt
Impfungen und ältere Hunde – besondere Vorsicht geboten
Mit zunehmendem Alter verändert sich das Immunsystem des Hundes.
Anpassung der Impfstrategie
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Überprüfung, ob alle Core-Impfungen noch wirksam sind
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Abwägung, ob Non-Core-Impfungen weiterhin sinnvoll sind
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Schonendere Impfstoffe für Senioren nutzen
Verantwortungsvoller Umgang mit Impfungen
Impfungen sind ein zentraler Bestandteil der Hundegesundheit. Sie schützen nicht nur vor schweren Krankheiten, sondern tragen auch zur allgemeinen Seuchenprävention bei. Für Hundehalter bedeutet das: Informieren, mit dem Tierarzt abstimmen und einen individuellen Impfplan entwickeln. So bleibt der Hund bestmöglich geschützt – und das ein Leben lang.